Cruisetricks gehört zu den größten und erfolgreichsten Blogs über Kreuzfahrten. Gründer Franz Neumeier ist gelernter Journalist und legt viel Wert auf eine ausgewogene Berichterstattung. Im Interview mit Blog-to-go verrät er Details seines Erfolgsrezepts:

Ist www.cruisetricks.de eine Webseite oder ein Blog? Wo liegt für dich der Unterschied? 

Letztlich spielt es für mich keine große Rolle, wie man das Ganze nennt. Wichtig sind gute, ehrliche Inhalte. Ich denke, ein wesentliches Merkmal eines Blogs ist meist eine subjektive oder zumindest persönliche Sichtweise auf die Themen. Insofern ist cruisetricks.de eher kein Blog, weil ich mich um eine journalistische und damit mehr neutral-objektive Sichtweise bemühe. Ich würde cruisetricks.de als journalistisches Blog bezeichnen.

Du hast Cruisetricks parallel mit deinem Start in die Selbstständigkeit vor elf Jahren gegründet. Was waren deine Beweggründe für diese Entscheidung?

Der Anstoß dazu war ein ganz profaner: Ich bin in meinem vorherigen Job als Chefredakteur von Computerzeitschriften betriebsbedingt gekündigt worden. Diese Branche hatte einen jahrelangen, steilen Abstieg vollzogen und der Verlag meinte, das Blatt würde auch ohne teuren Chefredakteur weiterlaufen. Wirklich lange hat das nicht funktioniert …

Die Domain hatte ich schon länger registriert und wollte damit eigentlich hobbymäßig eine Art FAQ für Kreuzfahrt-Themen aufbauen, weil wir gesehen haben, dass in Diskussionsforen immer wieder die gleichen Fragen gestellt wurden. Ich habe aber nie die Zeit gefunden, diese Idee umzusetzen.

Dann kam die Kündigung und mir war klar: Einen vergleichbaren Job würde ich angesichts der Talfahrt der Branche kaum wieder finden. Also habe ich mich mit Hilfe der Gründerförderung des Arbeitsamtes selbständig gemacht, explizit mit dem Ziel, cruisetricks.de als Kreuzfahrt-Blog aufzubauen und mich als freier Journalist auf Kreuzfahrt-Themen zu spezialisieren.

Obwohl ich mehr als zuvor arbeite, habe ich mehr Zeit für meine Familie – genau dann, wenn ich es möchte.

Franz Neumeier

Von vielen Bloggern hört man: Es ist viel Arbeit für wenig Geld. Wie waren deine ersten Jahre? 

Natürlich war mein Gehalt als Chefredakteur etwa dreimal so hoch wie das, was ich heute mit meiner Arbeit erwirtschafte. Aber Geld ist längst nicht alles. Ich habe enorm an Lebensqualität und Entscheidungsfreiheit gewonnen. Obwohl ich mehr Stunden als zuvor arbeite, habe ich viel mehr Zeit für meine Familie, nämlich genau dann, wenn ich das möchte. Kein penetrante Chef fragt mich mehr, ob ich einen halben Tag Urlaub beantragt hätte, wenn ich unverschämterweise schon um 17 Uhr das Büro verlasse, nachdem ich schon seit 8 Uhr morgens da war, während er erst um 10 Uhr kam.

Gesundheitlich hatte mir der Stress in der Festanstellung ziemlich zugesetzt. Auch das ist ein hoher, ideeller Wert, wenn man sich nicht mehr kaputtarbeitet, oder zumindest selbst entscheiden kann, wo man den Strich zieht.

Also: Die ersten Jahre waren finanziell schwierig und da habe ich nebenbei nicht unwesentlich Geld mit anderen Themen verdient. Ich habe Workshops gegeben und Beiträge für andere Medien in meinem alten Metier, Webdesign und Webtechnik, geschrieben. Gelegentlich mache ich das auch heute noch, schon weil mir das nach wie vor Spaß macht.

Hast du jemals an dem Projekt gezweifelt? Was war deine größte Herausforderung?

Nein, wirklich gezweifelt habe ich nie. Schwierig war stelleweise nur, zu entscheiden, wo ich die Schwerpunkte meiner Arbeit setzen sollte: eher die ganze Kraft für cruisetricks.de aufzuwenden, oder mehr Zeit in Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften zu stecken, die zwar direkt bezahlt sind, aber natürlich das eigene Geschäft nicht weiter entwickeln. Inzwischen habe ich da eine gute Balance gefunden, die beides ermöglicht. Die Priorität liegt klar auf dem Blog.

Die größte Herausforderung war für mich eine Weile die Missgunst, die mir vereinzelt von anderen Blogger entgegenschlägt. Ich verstehe bis heute nicht, wo dieser Hass herkommt, denn ich habe nie jemandem etwas Böses getan. Ich fokussiere mich auf meine eigene Arbeit und kümmere mich sehr wenig darum, was andere tun. Ich habe mit der Zeit gelernt, solche negativen Dinge konsequent auszublenden. Ich verwende meine Energie darauf, möglichst exzellenten Journalismus zu betreiben, der meinen Ansprüchen und Überzeugungen entspricht. Das ist der Grund, warum ich die Selbständigkeit so genieße und nicht anderes mehr möchte: Mein eigener Herr zu sein, mir von niemandem sagen zu lassen, was ich zu tun und zu lassen habe.

Und was war dein schönstes Erlebnis als Blogger?

Es gibt viele kleine Momente, die mich glücklich machen. Dazu gehört auch, wenn ein Leser oder ein Podcast-Hörer mich während einer Reise an Bord erkennt und ich mich direkt mit Lesern und Hörern austauschen kann.

Wenn E-Mails oder Kommentare kommen, die mir sagen, wie sehr sie meine detaillierte Berichterstattung schätzen, wie froh sie sind, dass ich unaufgeregt, fair, sachlich, fundiert und mit viel Hintergrundrecherche berichte und nicht jeder vermeintlichen Sensationsnachricht ungeprüft hinterher renne. Das freut mich so sehr, weil diese Leser – ohne dass ich das so explizit kommuniziere – genau erkennen, was mir an meiner Arbeit so wichtig ist und was mich persönlich antreibt.

Nicht zuletzt freut mich auch sehr, wenn Journalistenkollegen mein Wissen und meine Art zu berichten, so wahrnehmen und schätzen, dass ich immer wieder als „Experte“ für Interviews in Tageszeitungen und im Fernsehen angefragt werde, zuletzt beispielsweise für eine ZDF-Dokumentation zur Zukunft der Kreuzfahrt, wo ich für die Dreharbeiten sogar zwei Tage in Venedig war.

Ich leiste mir den Luxus, mich auf die Themen zu konzentrieren, die ich für wichtig halte.

Franz Neumeier

Ab wann wusstest du, dass sich dein Einsatz auch finanziell lohnen würde? 

Mir war eigentlich schon nach wenigen Monaten klar, dass mein langfristig angelegtes Konzept, mich als Journalist auf Kreuzfahrt-Themen zu spezialisieren, mit cruisetricks.de als Mittelpunkt und Aushängeschild meiner Arbeit, auch finanziell funktionieren würde.

Aber der finanzielle Aspekt hatte für mich ehrlich gesagt nie die oberste Priorität. Klar ist ein gewisses Maß an Einnahmen wichtig, um sein Leben zu finanzieren. Aber meine Herangehensweise war nie, mir ein lukratives Thema zu suchen und mich dann darauf zu stürzen, weil es viel Umsatz versprach.

Ich wollte etwas Dauerhaftes aufbauen, das ich idealerweise bis ans Ende meiner Berufstätigkeit machen kann. Deshalb leiste ich mir den Luxus, mich auf die Themen zu konzentrieren, die ich für wichtig halte. Ich habe auch wenig Zeit für SEO und Marketing verwendet. Entsprechend ist cruisetricks.de eher langsam gewachsen, dafür aber mit einem klaren Profil und mit der hohen Qualität, die ich mir vorstelle.

Bei sehr vielen kreuzfahrtspezifischen Suchanfragen landet Cruisetricks trotzdem auf der ersten Seite der Google-Ergebnisse. Wie hast du das geschafft?

Mein Fokus war immer, bestmöglichen Content zu schreiben, hochwertige Texte und Bilder, intensive Recherche, die über das hinausgeht, was man zumeist sonst im Internet findet. Wenn man so will, war meine einzige SEO-Strategie, hochwertigen, einzigartigen Content zu schaffen. Das ist eine sehr langfristige Strategie, die sich letztlich aber ausgezahlt hat.

Es ist zugleich aber auch eine Strategie, bei der man auf Traffic und Suchmaschinenplatzierungen bewusst verzichtet, die man sich mit einer intensiveren, aktiveren SEO-Strategie erarbeiten könnte. Nur müsste ich dafür mehr Zeit in SEO investieren, lukrative Keywords eher unter dem SEO- als dem Qualitäts-Aspekt bedienen und damit Qualitätsverlust bei den Themen akzeptieren, die mir wichtig sind, weil ich die Zeit dafür dann nicht mehr hätte. Das will ich nicht. 

Überprüfe immer wieder deine Außenwahrnehmung: Schreibst du für dich oder deine Leser?

Franz Neumeier

Muss man in einer bestimmten Frequenz posten, um überhaupt eine Chance auf Sichtbarkeit zu haben? Worauf sollten Blog-Anfänger generell achten?

Ich denke, für die Wahrnehmung beim Leser ebenso wie für Sichtbarkeit in Suchmaschinen, bei News-Aggregatoren und Multiplikatoren ist eine gewisse Frequenz und Regelmäßigkeit wichtig – schon allein damit sich der Name oder die Blog-Marke bei den Menschen einprägt. Aber das bedeutet nicht, dass man täglich einen tiefschürfenden Beitrag mit 800 Wörtern veröffentlichen muss. Das können auch News, kleine Geschichten, kurze Interviews sein. Aufzufallen ist wichtig, nur nicht um jeden Preis, sondern immer passend zur eigenen Persönlichkeit oder zur Strategie, die man verfolgt.

Ein ganz wichtiger Aspekt ist, die eigene Außenwahrnehmung immer wieder zu überprüfen. Wie sehen mich die Leser? Schreibe ich in Wirklichkeit nur für mich selbst oder schreibe ich für den Leser? Denn letztlich wird man nur wahrgenommen, wenn das, was man schreibt, für andere attraktiv und interessant ist. 

Es ist wichtig, dass die Leser mit der Marke und den Inhalten eine konkrete Person in Verbindung bringen.

Franz Neumeier

Würdest du mit deiner heutigen Erfahrung etwas anders machen zu Beginn?

Nicht viel. Im Großen und Ganzen würde ist es genau so wieder machen. Aber ein paar Kleinigkeiten und Stellschrauben gibt es natürlich schon:

Ich würde früher anfangen, einen Newsletter-Verteiler aufzubauen. Denn das ist eine der wenigen Möglichkeiten, mit denen man seine Leser direkt und aktiv ansprechen kann statt zu warten, dass sie über Suchmaschinen oder Social Media immer wieder zu einem zurückfinden. Das habe ich viel zu spät erkannt.

Vielleicht würde ich etwas mehr aktive SEO betreiben, um am Anfang schneller mehr Traffic zu bekommen.

Und ich würde wohl mich selbst, mein Foto, meinen Namen etwas mehr in den Vordergrund rücken statt nur die Marke. Es ist wichtig, dass die Leser mit der Marke, mit dem Konzept, mit den Inhalten auch eine konkrete Person in Verbindung bringen. Ich meine damit keine Selfie-Arien, aber mindestens einen dezent sichtbaren Hinweis, wer man eigentlich ist.

Hast du als erfahrener Blogger und ehemaliger Chefredakteur diverser Computer-Zeitschriften noch ein, zwei Technik-Tipps für Blogger-Newbies? Welche Tools machen dir das Leben leichter?

Das KISS-Prinzip – „Keep it simple and stupid“ – ist glaube ich der wichtigste Tipp in Hinblick auf die Technik. So wenig Plugins wie möglich, so wenig Abhängigkeiten von externen Diensten wie möglich. Immer die Frage stellen: Was ist, wenn dies oder jenes komplett ausfällt? Denn Technik hat leider den unangenehmen Nebeneffekt, dass alles, was schief gehen kann, irgendwann auch tatsächlich schief geht. Das letzte, was man als Themen-bezogener Blogger will, ist sich ständig mit Technikproblemen herumzuschlagen.

Und nicht beim Hosting sparen. Auch wenn ein eher auf Profis ausgerichteter Hoster mit gutem und individuellem Support ein paar Euro teurer ist als die günstigen Massenhoster, ist das sehr gut investiertes Geld.

Ansonsten achte ich darauf, dass meine Arbeitsabläufe möglichst effizient und standardisiert sind. Also die Art, wie ich meine Texte schreibe und korrekturlese, wie ich Bilder bearbeite. Klare Routinen sparen viel Zeit, verhindern Fehler und erlauben es mir, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Inhalt.

Franz Neumeier betreibt den Blog www.cruisetricks.de
Natürlich ist er auch auf den sozialen Netzwerken aktiv:

www.instagram.com/franzneumeier/

www.facebook.com/cruisetricks

Das Interview führte Peggy Günther.

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